Die von Johann Wilhelm Stockmann (1788-1866) gegründete Lackierfabrik war neben der von Stobwasser im frühen 19. Jahrhundert eines der führenden Lackunternehmen der Biedermeierzeit.
Entgegen der Konkurrenz von Kraegelius und Evers entwickelte sich dieses Unternehmen ganz kontinuierlich und ohne größere Auseinandersetzungen mit dem Vorbild. Ein Hauptgrund hierfür ist sicherlich in der relativ späten Einstiegphase Stockmanns zu suchen, da Stobwasser sich zur Zeit der Etablierung Stockmanns schon fast in der Abschiedsphase seines Braunschweiger Unternehmens befand.
Was Auswahl und Qualität der Waren betraf, kam Stockmann, der unter „W. Stockmann & Comp.“ firmierte, den Arbeiten der Manufaktur Stobwasser von allen anderen seiner Nachahmer am nächsten. Wilhelm Stockmann hatte seine Ausbildung zum Maler und Lackierer vermutlich von seinem Vater Christoph Ludwig Stockmann (gest. 1810) erhalten und arbeitete anfangs vorwiegend auf Zinn, Weiß- und Eisenblech.
Im Jahre 1811 stellte Wilhelm Stockmann, dessen Geschäft sich damals im Steingraben befand, erstmals ein Sortiment eigener, lackierter Artikel auf der Messe in Braunschweig aus. Ein Warenverzeichnis von 1819 gibt Aufschluß über sein damals geführtes Sortiment, das im Wesentlichen dem von Stobwasser durchaus glich. Neben Pfeifenköpfen und runden und ovalen Tabaks- und Schnupftabaksdosen enthielt es unter anderem auch Zigarren- und Brillenetuis, Brotkörbe, Leuchter, Sparbüchsen, Zucker- Kaffee- und Teekästen, Kaffee- und Teekannen, Lampenfüße, Uhrgehäuse, Trinkbecher, Obstkörbe und vieles andere mehr.
Nachdem Stockmann 1820 von der Regierung die „Höchste Konzession“ erhalten hatte, trat im gleichen Jahr sein Bruder Johann Heinrich August Stockmann (1792-1869) als Kompagnon in die Fabrik ein.
Auch er hatte, wie sein Bruder, die Ausbildung bei seinem Vater erhalten.
Zeitgleich erweiterte man sowohl das Fabrikationsgebäude als auch die Produktpalette auf Arbeiten aus Papiermaché.
Besonders hervorzuheben sind hierbei die mit feiner Malerei versehenen Schnupftabaksdosen und Etuis, die in der Qualität des Papiermachés und der Lackierung denen Stobwassers zwar nicht gleichkommen, ihnen in der Malerei jedoch mitunter durchaus ähneln. Dies ist in erster Linie der Tatsache zu verdanken, daß Maler, die für Stobwasser arbeiteten, gleichzeitig auch für Stockmann malten. Die Arbeiten Stockmanns sind ab dieser Zeit meist mit einem doppelten „St“,der Bezeichnung „W.St. & Co, Braunschweig (darüber Herzogkrone)“, „W.St & C“ oder „Stockmanns Fabrik“ gemarkt.
Neben Servier-Tabletts mit mannigfaltiger Bemalung und Verzierung schufen sich die Brüder mit der Produktion von Weißblech-Bildplatten (den sogenannten Wandtblättern), versehen mit unterschiedlichster Malerei, ein zweites Standbein.
Einen Höhepunkt in der Firmengeschichte stellte 1836 die Verleihung des Titels „Hof-Lackier-Fabrikant“ dar.
Von Zeitgenossen wurden Arbeiten von Stobwasser, Meyer & Wried, Stockmann, Evers und Kraegelius mitunter gleichrangig bewertet, was sich jedoch nur auf die Malerei beziehen läßt. Was die Qualität des Papiermachés, deren Fertigung und die aus geriebenem Bernstein und Kopalharz hergestellten Klarlacke betraf, ist Stobwassers Qualität von keinem anderen seiner Konkurrenten je erreicht worden.
Ab 1843 führte August Stockmann nach der Erkankung seines Bruders, der 1845 verstarb, das Unternehmen unter der alten Namensbezeichnung allein weiter.
Nach seinem Tod 1866 soll sich seine Witwe noch um die Genehmigung für einen Garnhandel bemüht haben, was jedoch nicht gelang. Drei Jahre nach August Stockmanns Tod wurde die Lackfabrikation endgültig eingestellt.