STOBWASSER, Christian Heinrich Eustachius (Braunschweig 1780-1849 Berlin), Lackwaren- und Lampenfabrikant
Christian Heinrich Stobwasser, der die Leitung der Braunschweiger Manufaktur schon 1818 seinen Mitarbeitern August Wilhelm Meyer und Carl Friedrich Wried übertragen hatte und daraufhin mit seiner Familie nach Berlin übersiedelte, widmete sich nun in besonderem Maße dem Berliner Unternehmen. Dort befand sich die Manufaktur, die nach wie vor fast ausschließlich von Hand produzierte, in der Wilhelmstraße Nr. 82, das Verkaufsgeschäft hingegen in der vornehmsten Straße der Stadt, „Unter den Linden“ Nr. 32.
"„Ansicht der Straße Unter den Linden“ in Berlin, links das Verkaufsgeschäft Stobwasser. Berlin 1821; Berlin, Stiftung Stadtmuseum für Kultur und Geschichte
Im Jahre 1831 trennte der Fabrikant sich von der Braunschweiger Manufaktur, indem er sie an Meyer und Wried verkaufte, die ab 1832 als „Stobwassers Nachfolger Meyer & Wried“ firmierte und auf gewohnt hohem Niveau bis 1856 weiter arbeitete.
Unter Christian Heinrichs Leitung baute das Berliner Unternehmen seine führende Rolle in diesem Industriezweig unter der Bezeichnung „Christian Heinrich Stobwasser u. Comp:“ kontinuierlich aus. Höchste Auszeichnungen auf Gewerbe- und Industrieausstellungen legen von der Qualität seiner Waren beredtes
Zeugnis ab. Der Unternehmer unterhielt engen Kontakt mit der Prominenz der Stadt, wurde zum Vorstandsmitglied des Preußischen Gewerbevereins gewählt, von der Kunstakademie zum Akademischen Künstler ernannt sowie 1844 von der Preußischen Regierung mit dem „Roten-Adler-Orden“ ausgezeichnet.
Namhafte Künstler arbeiteten für ihn, beispielsweise Friedrich Georg Weitsch, Ludwig Catel, Heinrich Stürmer und Friedrich Schinkel. Den Gegebenheiten der Zeit folgend, weitete die Manufaktur ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts ihre Produktpalette neben Lackarbeiten erfolgreich auch auf Lampen, Lampengestelle und weiteres Kunsthandwerk aus.
Nach Christian Heinrichs Tod im Jahre 1848 übernahm sein Sohn Gustav (geb.1816) das Unternehmen, wandelte es in eine Aktiengesellschaft um und firmierte fortan als „Berliner Lampen- und Bronzewaaren-Fabrik, vorm. C. H. Stobwasser & Co. Actien-Gesellschaft“.
Unter seiner Leitung wandelte sich das Sortiment von angewandt handwerklicher Kunst zu in großen Mengen hergestellter Gebrauchsgüterproduktion. So war Stobwasser 1873 beispielsweise zum größten Lampenhersteller aufgestiegen. Schon 1863 konnte das Unternehmen unter seiner Leitung mit über 400 Mitarbeitern unter großer Anteilnahme der Regierung und der Einwohnerschaft ganz Preußens das 100-jährige Firmenjubiläum feiern.
Paar Kratervasen, Zinn, Dekor in Öl-Lackmalerei.
Berlin, Manufaktur Stobwasser, um 1800
Braunschweig, Städtisches Museum
Danach kann die Unternehmensentwicklung nicht zuverlässig weiterverfolgt werden, da nur wenige Archivalien vorhanden sind. Wechselnde Nachfolger sind jedoch noch bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts belegbar.